Alle Nähe fern

André Herzberg, als Sänger der DDR-Rockband "Pankow" bekannt geworden, erzählt in sehr lakonischer Sprache in diesem Roman in 90 meist kurzen Kapiteln die Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Zimmermann (und damit auch ein wenig seine eigene). Dem Großvater Heinrich gelingt der Aufstieg vom einfachen Lederhändler zum großen Unternehmer. Er übersteht als Unteroffizier den Ersten Weltkrieg, kann seine Firma in der Zeit zwischen den Kriegen zu neuer Blüte führen, feiert mit der Familie die jüdischen Feste, ist deutschnational eingestellt und verkennt lange Zeit die Gefahr, die seiner Familie von den Nationalsozialisten droht. Erst in letzter Minute gelingt ihm mit seiner Frau die Flucht nach Kuba. Sein Sohn Konrad und seine zwei Töchter sind nach Südafrika ausgewandert, den jüngsten Sohn Paul hat Heinrich rechtzeitig nach London geschickt. Dort wird Paul zum überzeugten Kommunisten, geht nach Ende des Krieges in die DDR, steigt zum hohen Funktionär auf, verlässt Frau und Kinder wegen einer anderen und erlebt, wie sein Sohn Jakob als Sänger einer berühmten Band immer stärker gegen das Regime rebelliert. Nach dem Mauerfall gerät Jakob in eine schwere Krise, findet aber schließlich wieder zu sich selbst - und zum Judentum. Sehr empfehlenswert!