Frau mit Messer
Nüchtern und präzise filetiert die südkoreanische Autorin das Leben und Schicksal einer Auftragskillerin, die auf ihre alten Tage zu ihrem eigenen Schrecken ihre Menschlichkeit entdeckt, als sie die Geister der Vergangenheit einholen. Der Autorin gelingt ein verstörender Roman um die Antiheldin "Hornclaw", die sich selbst als Schädlingsbekämpferin bezeichnet und einsam, unsichtbar und mit dem Alter hadernd durchs Leben mordet, bis sie unerwartet Hilfe erfährt und dabei ganz unprofessionell Gefühle zeigt, die nicht nur sie in Gefahr bringen. - Sprachlich manchmal etwas holprig, vielleicht wegen der seltsamen Eigennamen im Roman oder auch der Übersetzung aus dem Englischen, erinnert das Buch mich an die großartige Han-Kang, die bei aller Surrealität ein eindrückliches Bild der koreanischen Gesellschaft und der Menschlichkeit ihrer Protagonisten zu zeichnen vermag. So darf man gespannt erwarten, was die Autorin als nächstes ausheckt. Nichts für zart besaitete Gemüter, dafür umso mehr für Leserinnen und Leser mit Freude an düster-bizarrer Literatur.
Carolin Ahrabian
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Frau mit Messer
Gu Byeong-Mo ; aus dem Englischen von Wibke Kuhn
Ullstein (2022)
285 Seiten
fest geb.