Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1

Für viele ist die Verbindung Humor und Türkei ungewöhnlich. Dabei gibt es in dem Land eine lange Tradition, sich humoristisch mit der Politik und dem alltäglichen Leben auseinanderzusetzen. Das erfahren die Leser:innen von dem inzwischen emigrierten Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1 Comic-Zeichner in vorliegendem Buch. Er beschreibt seine Kindheit, den Kontakt mit inländischen Karikaturen und mit den westlichen Comichelden, mit denen er sich verbunden fühlt. Gegen den Widerstand seines Vaters gelingt ihm die Mitarbeit in einem Satiremagazin. Doch unter Erdogans Regierung werden Satire und Karikatur oft verboten und die Autoren verfolgt. Die verwirrende Gemengelage aus der Lust am Spott, der fehlenden Toleranz dafür und den Versuchen, trotzdem dem Humor eine Plattform zu geben, möchte der Autor für die westliche Leserschaft entwirren. Der Band lässt die Leser:innen einen Blick auf eine Gesellschaft werfen, die jenseits der üblichen Nachrichten und Bilder eine eigene Dynamik besitzt. Und er zeigt, dass autokratische Regierungen mit Spott nicht umgehen können. Offenbar fällt den Diktaturen nicht nur die Wahrheit zum Opfer, sondern auch der Humor. Dieser sehr persönliche Blick eines Türken auf seine Heimat lohnt sich für alle, die einmal mehr über dieses Land zwischen Europa und Asien erfahren möchten – und über die Bedeutung der freien Meinungsäußerung.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1

Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1

Ersin Karabulut ; aus dem Englischen von Christoph Haas
Carlsen Comics (2023)

Das Tagebuch der Unruhe ; Teil 1
148 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 615259
ISBN 978-3-551-02094-9
9783551020949
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku
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