Salz für die See
Jeweils aus der Perspektive der litauischen Krankenschwester Joana, des deutschen Restaurators Florian, der angeblich im Auftrag des Gauleiters unterwegs ist, und der jungen schwangeren Polin Emilia schildert die Autorin deren Fluchterlebnisse in Ostpreußen. Zur Gruppe, die sich zufällig zusammengefunden hat, gehören noch ein älterer Schuhmacher, ein Schulbub, ein blindes Mädchen und die riesenhafte Frau Eva. Gemeinsam kämpfen sie sich durch, um über das zugefrorene Haff und die Nehrung nach Gotenhafen zu gelangen, von wo aus Schiffe die Leute aus dem von Russen umzingelten Kessel bringen sollen. Gegenfigur zu den Flüchtlingen ist der Matrose Alfred, der sich selbst völlig überschätzt und dadurch mehr Unheil als Nutzen anrichtet. Das blinde Mädchen kommt im Eis um; die anderen erreichen nach etlichen Schwierigkeiten das Schiff. Doch die völlig überladene Gustloff wird von Torpedos getroffen. Nur ein Teil der Gruppe gelangt in ein Rettungsboot und noch weniger überleben. - Der Autorin geht es einmal darum, eine der größten Schiffskatastrophen ins Gedächtnis zu rufen. Zum anderen will sie die ganz unterschiedlichen Menschen darstellen, die damals auf der Flucht waren. Schön zeichnet Sepetys, wie sie ihr Misstrauen gegeneinander notgedrungen überwinden müssen. Wegen der menschlichen Wärme breit zu empfehlen, auch schön für ältere Jugendliche. (Übers.: Henning Ahrens)
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Salz für die See
Ruta Sepetys
Königskinder-Verl. (2016)
405 S. : Kt.
fest geb.