Über ein Mädchen
Anna weiß seit ihrem sechsten Lebensjahr um ihre lesbische Neigung, zögert aber, diese öffentlich zuzugeben. Ihre Unsicherheit schlägt sich auch in der Begegnung mit Flynn nieder, in die sie sich heftig verliebt. In diesem Roman zeichnet die Autorin alle Spielarten erster Liebe, des Verlangens nach Nähe zu dem anderen und der verzehrenden Leere bei einer Trennung nach. Flynn und Anna werden ein Paar, Anna lässt sich immer tiefer in ihre Liebe zu diesem Mädchen fallen. Und dann ziehen Vorboten des Endes herauf, als Anna damit beginnt, mehr von Flynns Leben auszuspionieren, als Flynn preisgeben möchte. Die Beziehung endet, aber Anna bekennt sich offen zu ihrer Homosexualität und legt damit ihr blockierendes Gefühl ab, etwas Unrechtes zu sein. - Die Liebe zwischen den beiden Mädchen ist intelligent, einfühlsam und voller Romantik geschildert und das Element der noch immer stigmatisierten Homosexualität spielt dabei eine wichtige Rolle. Dem Resultat fehlen zwar nicht gefühlvolle (sprachlich aber manchmal an der Grenze zum Kitsch sich bewegende) Passagen, doch ist das Buch insgesamt derart ausschließlich auf die Liebesgeschichte fokussiert, dass wohl nur sehr wenige Leser/-innen ihr Interesse daran bis zum Ende aufrechterhalten werden. Nur für einen kleinen Leserkreis und frühestens ab 16 Jahren zu empfehlen. (Übers.: Brigitte Jakobeit)
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Über ein Mädchen
Joanne Horniman
Carlsen (2013)
221 S.
fest geb.