Dünn
Fees Vater ist ein berühmter Schauspieler. Ihre Mutter ist verstorben, sie gibt ihrem Vater dafür die Schuld und jetzt lebt er auch noch mit einer neuen Frau zusammen. Mit immenser Wut auf die beiden und den Rest der Welt ist sie abgehauen und stromert durch eine fremde Stadt. Bei jeder Gelegenheit und zu jeder Tageszeit verschlingt sie Unmengen an Essen. Sie lernt einige Leute kennen, schräge Typen und ganz normale. Sie sieht ihre Mutter in einer immer wieder auftauchenden Katze wiedergeboren. Sie wird ausgeraubt und beinahe vergewaltigt bevor sie gefunden wird. Nun werden einige Sachverhalte ins rechte Licht gerückt und Fees Selbst- und Lesertäuschung aufgedeckt: sie leidet an Bulimie, ihre Mutter ist vor sieben Jahren an Krebs gestorben und ihr Vater und dessen Freundin sind nicht die Egomanen, als die Fee sie darstellt. - Verrückt, durchgeknallt, abgedreht sind die Ereignisse und Denkweisen der Hauptfigur. Dabei bewahrheitet sich der Verdacht, der sich bald bei der Leserin regt, dass hinter Fees Wut eine abgrundtiefe Traurigkeit lauert und ihre Sicht der Wirklichkeit nur ein Teil der Wahrheit ist. Das auffällige Cover springt ins Auge und macht neugierig. - Ab mittleren Beständen eine sprachlich wie inhaltlich anspruchsvolle Bereicherung des Angebots.
Astrid Frey
rezensiert für den Borromäusverein.
Dünn
Do van Ranst
Carlsen (2014)
191 S.
fest geb.