Jeder von uns ist ein Rätsel
Das Paarungsverhalten von Tieren kann ganz schön interessant sein. Alvie Fitz (17) kann da mit erstaunlichem Detailwissen aufwarten. In allen möglichen Situationen. Auch während sie selbst das erste Mal mit einem Jungen schlafen möchte, klärt sie ihn über die Fortpflanzung bei Rennechsen, Seepferdchen oder Pinguinen auf. Es kommt dann vorerst nicht zum Sex, allerdings nicht weil der Junge genervt ist. Alvie leidet am Asperger-Syndrom, hat Schwierigkeiten Gefühle zu zeigen oder Verhalten und Äußerungen anderer Menschen einzuordnen. Durch Zufall lernt sie Stanley kennen, der sich in sie verliebt. Er leidet unter der Glasknochenkrankheit. Beide geben einander Halt und werden zur großen Stütze des anderen. - Eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die auf irgendeine Weise nicht "normal" sind. Das würde genug Erzählstoff bieten. Steigner scheint dieser Liebesgeschichte aber selbst nicht zu trauen, indem sie ihre Figuren mit Tonnen von zusätzlichen Problemen belädt. Alvies alleinerziehende Mutter war depressiv, hat sich umgebracht und wollte Alvie ebenfalls töten. Alvie verliert ihren Job als Tierpflegerin und wird obdachlos. Stanleys Mutter stirbt an einem Gehirntumor. Väter glänzen durch Abwesenheit. Das wird mehr oder weniger kurz und leicht erzählt. Leider trotzdem zu viel. (Übers.: Annette von der Weppen)
Anna Winkler-Benders
rezensiert für den Borromäusverein.
Jeder von uns ist ein Rätsel
A. J. Steiger
Carlsen (2018)
397 S.
fest geb.