Unter der Oberfläche

Parallel wird in weiteren acht Kapiteln das Schicksal des ehemaligen Markisenverkäufers Rufus Himmelstoß und seines Sohns Victor aufgerollt. Während der Sohn, ein Comiczeichner, mit seiner Alkoholsucht hadert und in der Gegenwart mit schwerem Kopf Unter der Oberfläche mit Frau und Sohn zu einer Bergtour aufbricht, wird sein Vater in den Siebzigern allmählich von Schuldgefühlen heimgesucht. Nach einer betrunkenen nächtlichen Unfallfahrt mit dreifacher Todesfolge verschwand der über seine Verhältnisse lebende Vertreter und vegetierte künftig mittellos auf der Straße. Dort freundete sich Rufus mit einem Ex-Architekten an und engagierte sich zuerst widerwillig in einer Münchner Suppenküche. Ohne es zu wissen, trifft er dort ausgerechnet auf jene Polizeibeamtin, die über die fanatische Suche nach dem Unfallverursacher ihren Job aufgab. Wie schon in Band eins (BP/mp 20/718) finden sich rätselhafte Szenen um einen prügelnden Unbekannten, der offenbar später freiwillig ins Gefängnis geht – handelt es sich um Rufus‘ Alter Ego? Diese surrealen Momente wie seine Blackouts unterbrechen immer wieder die dicht entwickelte Story um Schuld, Sühne und die Taten der Väter mit Folgen für das Leben der Söhne. Farbe setzt Uli Oesterle nur für prägnante Objekte wie das rote Unfallauto oder Victors unsichtbare Comicfigur ein. Im Gegensatz zu seinem früheren Underground-Touch baut der Münchner Zeichner heute stärker auf Ligne Claire-Anleihen unter Beibehaltung der Hell-Dunkel-Kontraste. Laut eines Interviews soll der dritte Teil im Gegensatz zur früheren Planung den Abschluss bilden.

Gregor Ries

Gregor Ries

rezensiert für den Borromäusverein.

Unter der Oberfläche

Unter der Oberfläche

Uli Oesterle
Carlsen (2023)

Vatermilch ; Buch 2
133 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 610575
ISBN 978-3-551-71159-5
9783551711595
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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