Die Blüte von Paris

Im Pariser Tanztheater und Cabaret der 20er-Jahre "Die Blüte" gibt Rose, 19-jähriger androgyner Sohn der Inhaberin, sein Tanzdebüt. Inmitten von emanzipierten Tänzerinnen aufgewachsen, übernimmt der talentierte Rose schließlich auch weibliche Die Blüte von Paris Rollen und findet bald zahlreiche Verehrer. Vor allem der ältere reiche Verleger Aimé fühlt sich von Rose angezogen. Als Rose schließlich durch das Interview eines bekannten Journalisten noch berühmter wird, flieht er mit Aimé erst einmal aufs Land, vor allem auch, um sich seiner eigenen sexuellen Identität zwischen den Geschlechtern bewusst zu werden. – Eine junge französische Comicautorin hat mit ihrer Erzählung eine in warmen Farben gezeichnete und mit vielen floralen Motiven ausgestattete, von Zuneigung und liebevollem Verständnis geprägte heile Welt geschaffen, in der fast alle Akteure vorurteilsfrei und selbstbestimmt ihre sexuelle Bestimmung leben können. Gelegentliche Konflikte werden dabei nur angedeutet, aber letztlich nicht auserzählt. Dass dies wohl trotz allem Laissez-faire auch im Paris der 1920er-Jahre kaum der Fall war, ist dabei für eine fiktionale Erzählung nur von geringer Relevanz. Leider sieht aber auch 100 Jahre später für viele queere junge Menschen die Wirklichkeit anders aus. Eine Graphic Novel, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Für mutige Büchereien.

Siegfried Schmidt

Siegfried Schmidt

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Blüte von Paris

Die Blüte von Paris

Gaëlle Geniller ; aus dem Französischen von Christiane Bartelsen
Carlsen Comics (2023)

211 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 614631
ISBN 978-3-551-76016-6
9783551760166
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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