Lose Blätter
Ein Kopistenmönch kommt im Mittelalter in den Besitz einer verbotenen Druckwerkstatt. Im Sohn eines Henkers findet er einen Gleichgesinnten, wodurch sie sich beide in Gefahr begeben. Ein vom Comiczeichnen begeisterter Jugendlicher entdeckt im Gebälk seines neuen Heims deren verborgene Drucklettern. Die Abenteuer dieses Jungens namens Max zeichnet in der Zukunft eine junge Künstlerin. Ihr verschollener Vater scheint eines der Bindeglieder zwischen den drei Handlungssträngen zu sein, denn er taucht sowohl als Max’ neuer Nachbar, ein Pariser Comicverleger, als auch im Mittelalter als eingekerkerter Grafiker auf. Dieses Mal ohne seinen Autoren Thierry Smolderen, verbindet Alexandre Clérisse wie in „Ein diabolischer Sommer“ (nicht besprochen) und „Ein Jahr ohne Cthulhu“ (BP/mp 21/176) eine (Gegenwarts-)Geschichte mit Ausflügen in die Trivialkultur. Sein gewohnt im bunten 60er-Illustrationsstil gehaltenes Plädoyer für Kreativität, die Macht der Imagination und die Kunst des grafischen Erzählens spielt mit Konventionen, indem die Leser:innen am Ende etwa direkt angesprochen werden. Zwar kann die Zusammenführung der drei Stränge nicht völlig überzeugen. Umso mehr punktet die einfallsreiche grafische Umsetzung mit wechselnden Seitenlayouts und dem Appell für Mut und Innovation.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
Lose Blätter
Alexandre Clérisse ; aus dem Französischen von Thomas Schöner
Carlsen (2023)
142 Seiten : farbig
fest geb.