Donnerstags bei Kanakis
Kanakis, Millionär und Nachfahre einer alten wohlhabenden Wiener Familie, verlässt sein amerikanisches Exil nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aus der Not heraus. Er hat vor, in Wien seinen Lebensabend zu verbringen und sich dabei durch großzügige Gelage und umgeben von jungen Menschen aus erlesenen Kreisen zu amüsieren. Professor Adler wiederum hat sich von seiner Frau und den amerikanisierten Töchtern getrennt und hofft auf sein altes Wien und ein Entgelt als Wiedergutmachung für die Opfer, die man ihm und den anderen Juden während des Zweiten Weltkriegs abgefordert hat. Aber jegliches Entgegenkommen vonseiten des Staates erweist sich nur als Farce; er stößt auf Abneigung und sogar Antisemitismus im Alltag und kann sich nur schwer in das neue Wien integrieren. Es ist ein eintöniger und oft niederschlagender Alltag, bis er auf das junge Fräulein Grein trifft, das sich als jemand völlig anderes entpuppt. Unterdessen bekommt die Familie des Grafen Lensvelt Besuch von einer amerikanischen Cousine, die zunächst das österreichische Landleben und dann die feinen Kreise der Wiener Gesellschaft kennenlernen soll. Letztere werden ihr zum Verhängnis. - Dicht und strategisch gewandt verwebt Elisabeth DeWaal die verschiedenen Geschichten adeliger Wiener Familien zu einem Ganzen, das auch einen Teil ihres eigenen Lebens preisgibt. Sehr zu empfehlen. (Übers.: Brigitte Hilzensauer)
Clara Braun
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Donnerstags bei Kanakis
Elisabeth de Waal
Zsolnay (2014)
333 S.
fest geb.