Der Thronfolger

Nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf im Jahr 1889 wurde als nächster Thronfolger Franz Ferdinand, der älteste Neffe des Kaisers Franz Joseph, bestimmt. Franz Ferdinand erbte die Lungenkrankheit der Mutter, die früh starb. Er entwickelte sich Der Thronfolger zu einem launenhaften, jähzornigen Mann. Erst der Einfluss von Sophie Gräfin Chotek, seiner späteren Frau, linderte gelegentlich seine Wutanfälle, die er regelmäßig durch tagelange Jagdexzesse abreagierte. Der Wiener Hof war strikt gegen die Verbindung des Thronfolgers zu der nicht standesgemäßen Gräfin. Erst durch die Vermittlung des Papstes kam die Hochzeit zustande. Franz Ferdinand hatte auf die politischen Entscheidungen kaum Einfluss, was ihn zunehmend aufbrachte. Immerhin gelang es ihm, das Militärwesen zumindest in Teilen zu verbessern. Ansonsten erschöpften sich seine Aufgaben in Repräsentationspflichten. So sollte er auch bei einem Manöver auf dem Balkan teilnehmen, wo es dann in Sarajewo zu dem Attentat kam. - Dieser biografische Roman, erstmals 1937 in der Schweiz erschienen, ist eine großartige Schilderung nicht nur des Werdegangs von Franz Ferdinand, sondern auch eine kenntnisreiche Analyse des Habsburgerreiches in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und noch bis 1914. Die genauen Situationsschilderungen und klar umrissenen Charaktere mit wirkungsvoller Sprache beeindrucken durchgehend. Das ist einfühlsame Erzählkunst, die an Lion Feuchtwanger und Stefan Zweig erinnert. Ein Buch, das hoffentlich viele Leser findet.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Thronfolger

Der Thronfolger

Ludwig Winder
Zsolnay (2014)

571 S.
fest geb.

MedienNr.: 396794
ISBN 978-3-552-05673-2
9783552056732
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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