flüchtig
Nach 35 Jahren Ehe verschwindet Maria einfach aus dem gemeinsamen Leben mit ihrem Mann Herwig. Den Abschiedsbrief hat sie in letzter Minute zerrissen, weil er ihr zu pathetisch erschien. Es hätte ihnen gut gehen können zusammen, aber als sie keine Kinder bekommen kann, geht Maria in den emotionalen Rückzug und verlegt sich auf viel Sport in den Bergen, wo sie geboren ist. Ihr Mann nimmt Alkohol zu Hilfe, um es sich erträglicher zu machen. Trotzdem hätten Maria und Herwig, ein Musiklehrer, der durchaus ein einfühlsamer Mann ist, weiter so nebeneinander her leben können, bis Maria auf seinem Handy die intime Nachricht einer Geliebten entdeckt, die schwanger ist. Für Maria das letzte Signal zum Aufbruch, das noch gefehlt hat. So setzt sie sich ins Auto ohne bestimmtes Ziel außer dem, loszulassen und sich neu zu finden. - Ein intelligenter Beziehungsroman, der die Frage nach Nähe und Distanz, Gemeinsamkeit und Eigenständigkeit in Beziehungen stellt, nach der Möglichkeit eines Neuanfangs weit nach der Lebensmitte. Und wer weiß, dass sich hinter dem Namen Hubert Achleitner der bekannte Musiker Hubert von Goisern verbirgt, ist natürlich höchst neugierig, was der zu erzählen hat. Der Autor meint es gut mit seinen Figuren, die vom Leben gebeutelt werden. Psychologisch stimmig, lebendig erzählt regt der Roman zum lebensphilosophischen Weiterdenken an, ohne dass dem Leser eine Sicht aufgedrängt würde. Breit zu empfehlen!
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
flüchtig
Hubert Achleitner
Paul Zsolnay Verlag (2020)
299 Seiten
fest geb.