Nach der Empörung
Der bekannte Wiener Autor und Aktivist konstatiert ein Versagen der politischen Eliten, ja unseres repräsentativen Demokratiesystems generell, "das den Herausforderungen einer globalisierten und heterogenen Gesellschaft längst nicht mehr gewachsen" (S. 8) sei. Der entfesselte Markt habe längst den Primat über die Politik errungen. Innergesellschaftliche aber ebenso weltweite Verteilungsungerechtigkeiten als Folge einer alles dominierenden neoliberalen Doktrin, eine rasante Umweltzerstörung und das Gefühl einer "Herrschaft der wenigen, die über Geld und Privilegien verfügen" (S. 134), ohnmächtig ausgeliefert zu sein, habe vielfach zu Politikerverdrossenheit, Lethargie oder auch zu Extremismus und "Wutbürgertum" geführt. Auch die Massenmedien (die sog. vierte Macht) ordneten sich weitgehend den Profitinteressen unter. Was man tun kann, "wenn wählen nicht mehr reicht", erörtert der Autor im zweiten Teil seiner engagierten Streitschrift ausführlich: "Selbstermächtigung, Information, solidarisches Handeln und aktiver Widerstand. Manchmal auch gegen bestehende Unrechtsgesetze" (S. 62), sei der einzig gangbare Weg, den der Autor überwiegend ganz pragmatisch und konkret beschreibt. Im letzten Teil seiner engagierten Streitschrift stellt er mehr als 20 weitgehend unbekannte, aber erfolgreiche zivilgesellschaftliche Initiativen vor. - Auch wenn man die Systemkritik des Autors nicht in Gänze teilt, ein wichtiger Denkanstoß in der aktuellen politischen Diskussion.
Nach der Empörung
Klaus Werner-Lobo
Deuticke (2016)
205 S. : Ill.
kt.