Niemandsland

Der in England und in den USA teils begeistert, teils etwas reserviert aufgenommene, von vorneherein zur Verfilmung vorgesehene Roman des britischen Autors ist laut eigener Aussage als eine Huldigung an seinen Großvater zu verstehen, der 1946 als Gouverneur in Hamburg stationiert war. Colonel Lewis Morgan kommt ebenfalls 1946 mit seiner Familie in das schwer zerstörte Hamburg. Entgegen dem Fraternisierungsverbot gestattet er den Eigentümern der ihm zugewiesenen Villa, in den Dienstbotenzimmern wohnen zu bleiben, denn er nimmt - im Gegensatz zu anderen Besatzungsoffizieren - den Auftrag, die Deutschen an die Demokratie heranzuführen und auf Versöhnung hinzuarbeiten, sehr ernst. Dies kann seine Frau anfangs nicht akzeptieren, einerseits unter dem Einfluss antideutscher Ressentiments, aber auch weil sie den Verlust ihres bei einem Luftangriff umgekommenen Sohnes nicht verwinden kann. Diese Konstellation muss in den folgenden Monaten und Jahren zwangsläufig zu Spannungen, aber auch zu einer immer deutlicheren Annäherung zwischen Besatzern und Besetzten führen. Fasziniert verfolgt der Leser die sich nun entwickelnde Zuspitzung und Auflösung dieses Konflikts - bis hin zu einer beinahe tragischen Liebesverwirrung einerseits, zu einem tödlichen Anschlag andererseits. Die atmosphärisch dichte Vergegenwärtigung der tristen Alltagsrealität bei den Besatzungsmächten und bei der deutschen Bevölkerung (Hunger, Kälte, Lagerleben, Schwarzmarkt, Entnazifizierung, Demontage, Trümmerkinder, Vermisstenschicksale, vereinzelte Widerstandsbewegungen) bilden den authentisch geschilderten Background dieses packenden, letzten Endes auf Versöhnung angelegten und versöhnlich endenden Nachkriegsromans. Dass Edelmut und Charakterstärke überwiegend bei den Deutschen zu finden sind, Dummheit, Rachsucht und Gier eher auf der Seite der Besatzer, verwundert allerdings bei einem britischen Autor. (Übers.: Maria Andreas)