Célestine und die kleinen Wunder von Paris

Sie ist schmutzig, meist betrunken und beschimpft lautstark Passanten, die keinen Franc für sie übrighaben. Doch da ist etwas an der alten, obdachlosen Célestine du Bac, das den verschlossenen Martin unweigerlich anzieht. Von seinem erfolgreichen, Célestine und die kleinen Wunder von Paris alleinerziehenden Vater meist ignoriert, hat sich der 18-Jährige in seine innere Welt zurückgezogen, die er nur mit seinem geliebten Hund Germinal teilt. Sein Blick auf die Welt ist zwar scharfsinnig, aber er scheut zu enge Kontakte und schreibt - inspiriert von Émile Zola - heimlich an seinem ersten Roman. Die vom Leben auf der Straße gezeichnete Célestine ist zunächst misstrauisch und weiß die hartnäckige Zuwendung und respektvolle Fürsorge des Jungen nicht einzuschätzen. Doch allmählich bröckelt ihr Widerstand, und es entwickelt sich eine intensive Vertrautheit zwischen diesen beiden einsamen Menschen. - Mit viel Charme, Sprachwitz und in einer nostalgisch anmutenden Atmosphäre erzählt die französische Autorin eine Geschichte, die einen äußerst unbequemen Blick auf die Schattenseiten der glanzvollen französischen Hauptstadt wirft. Den Roman schrieb de Rosnay bereits 1991 und man merkt ihm sein Alter wegen des völligen Fehlens von Smartphones und social media durchaus an. Trotzdem war es eine gute Idee, das Manuskript aus einem Karton im Keller zu befreien und erstmals zu veröffentlichen, denn Célestine und Martin sorgen für eine unterhaltsames und warmherziges Lesevergnügen. Der Roman schließt den Kreis vom Erwachsenwerden zum Lebensende und ist für alle Büchereien empfehlenswert.

Susanne Steufmehl

Susanne Steufmehl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Célestine und die kleinen Wunder von Paris

Célestine und die kleinen Wunder von Paris

Tatiana de Rosnay ; aus dem Französischen von Nathalie Lemmens
C.Bertelsmann (2024)

317 Seiten
kt.

MedienNr.: 753166
ISBN 978-3-570-10448-4
9783570104484
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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