Der Krieg und das Mädchen
Die Jugendlichen Fritz, Rasmus, Wieland und Mila wollen ihr Leben der Freiheit und der Kunst widmen; nicht leicht zu einer Zeit, in der Gehorsam und Vaterlandsliebe großgeschrieben werden. Während sich die Jungenklasse auf einer Sommerfrische am Müggelsee befindet, will Mila ein wenig Zeit mit ihrem Freund Fritz verbringen. Bei ihrem Besuch in der Jungenherberge wird sie von Oberlehrer Janota wegen ihres französischen Nachnamens angefeindet. Sie lässt sich jedoch nicht einschüchtern, sondern stellt ihn zur Rede. Fritz hat derweil andere Sorgen. Er entdeckt eine irritierende Faszination für Rasmus und beschließt, sich von seiner "Krankheit" durch einen baldigen Kriegseinsatz zu "reinigen". - Jürgen Seidel (geb. 1948) hat bereits mehrere Jugendbücher geschrieben, die um die Zeit der Weltkriege herum angesiedelt sind (zuletzt "Das Paradies der Täter", BP/mp 13/725). In diesem Jugendroman lässt er die gesellschaftliche Atmosphäre am Vorabend des Ersten Weltkrieges aus der Sicht der Jugendlichen lebendig werden. Die mehrdimensional angelegten jugendlichen Protagonisten verhindern, dass der Roman eine trockene Geschichtslektion wird. Das Buch ist gleichermaßen Liebesgeschichte und spannender Thriller, an dem man sehen kann, wie schnell jemand damals mit belastenden Unterlagen in Gefahr gebracht werden konnte. - Gerne allen Büchereien empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Krieg und das Mädchen
Jürgen Seidl
cbj (2014)
473 S.
fest geb.