Nachtschwärmer

Ihren Bruder kannte sie nur drei Wochen und dann ist er noch vor der ersten Begegnung tot. Helena ist traumatisiert und stellt ihr bisheriges Leben in Frage. Einen Bruder gefunden zu haben und dann wieder zu verlieren, das bringt sie vollkommen aus Nachtschwärmer dem Tritt. Zur Eigentherapie begibt sie sich auf die Spuren ihres Bruders. Der Roman beschreibt einen Sommer, der zum Road Trip durch die Uckermark wird und ihr Leben so grundlegend verändert, dass es weh tut, lesend dabei zu sein. Aus der Ich-Perspektive heraus erzählt die junge Autorin absolut sprach- und bildgewaltig von der Suche nach Identität: Wo komme ich her? Wer bin ich? Was fühle ich? Was will ich? Ein Sommer in der Uckermark, ein Auto und vier Jugendliche, aber keine Idylle. Die Sprache ist derb und mitunter narzisstisch, die Charaktere sind facettenreich und überraschen immer wieder. Was die vier miteinander erleben, wie jede Figur zu einer Persönlichkeit wird und alles mit allem zu tun hat, das ist meisterhaft erzählt. Helena und Clara verlieben sich ineinander und dieses Ereignis ist so gewaltig schön für beide, dass sich hier immer wieder auch in der Sprache die Gegensätze zum brutalen Sprachgebrauch der Jungs zeigen. Die lesbische Liebe ist aber genauso wenig Hauptmotiv des Jugendromans wie die narzisstische Gesinnung. Es geht um die Entdeckung des eigenen Seins, um die Wahrnehmung der Gefühle, um den Platz, den man im Leben einnehmen will. - Moira Frank hat eine packende und sprachschillernde Coming-of-Age-Geschichte geschrieben, der man viele Leser und Leserinnen wünscht.

Manuela Hantschel

Manuela Hantschel

rezensiert für den Borromäusverein.

Nachtschwärmer

Nachtschwärmer

Moira Frank
cbj (2019)

394 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 599193
ISBN 978-3-570-16505-8
9783570165058
ca. 17,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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