Mit der Tora durch das Jahr

Manche christlichen Prediger überbieten sich gegenseitig mit ihren immer auf das Neue und Aktuelle zielenden Einfällen. Wie man predigt, ohne das Fundament der Hl. Schrift - in diesem Falle der Tora, die jeder Jude im Laufe eines Jahres gelesen oder Mit der Tora durch das Jahr gehört haben soll - zu verlieren, ohne über die Auslegungstradition ignorant hinwegzugehen, dabei aber doch in das menschliche Leben von heute hineinzusprechen, zeigt dieses Buch des Rabbiners Jehoschua Ahrens. Es ist weder rückwärtsgewandt konservativ - wie man das dem frommen Judentum oft zuschreibt - noch progressiv, sondern offenbart einen fortwährenden, in die Tiefe gehenden Dialog mit Gott und seinem Schrift gewordenen Wort, der gerade auch für uns Christen vorbildlich sein kann. Seine Nagelprobe besteht dieser Dialog natürlich in der Exegese des Buches Levitikus mit seinen Kult- und Reinheitsvorschriften sowie den im Christentum Bultmannscher Prägung oft durch "Entmythologisierung" entleerten Schöpfungsberichten und Stammväter-Erzählungen. Ja, auch diesen "kritischen" Texten kann, wie der Autor zeigt, ein für den modernen Menschen gültiger Sinn entnommen werden - wenn man nur den Willen zum Verstehen aufbringt, um den Text ringt und den Mut zu einem ungeschminkten Blick auf die Situation des einzelnen Menschen wie der ganzen Menschheit besitzt.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mit der Tora durch das Jahr

Mit der Tora durch das Jahr

Jehoschua Ahrens
Gütersloher Verlagshaus (2023)

285 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 752372
ISBN 978-3-579-07193-0
9783579071930
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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