Gott
Die Religionswissenschaft untersucht die Geschichte der menschlichen Religionen, nimmt sie also gewissermaßen von außen in den Blick. Die Theologie ist dagegen der wissenschaftlichen Begründung einer Religion sozusagen von innen verpflichtet. Im
Idealfall ergänzen sich beide. Reza Aslan begibt sich aus religionswissenschaftlicher Sicht auf eine spannende Reise durch mehrere Jahrtausende Menschheitsgeschichte. Als Ausgangspunkt dient ihm Ludwig Feuerbachs Projektionstheorie, nach der "Der Mensch des Menschen Gott" ist. Was, wie Aslan betont, nicht heißt, dass es Gott nicht gibt, sondern nur hilft, die menschlich-allzu-menschlichen Zuschreibungen zu erkennen. Deshalb geht es in seinem Buch vor allem um die Menschen und ihr Bild, das sie sich von Gott geschaffen haben. Aslan beginnt seinen religionsgeschichtlichen Durchgang bei Adam und Eva und führt schließlich hinein in die französischen Höhlen, in denen bereits die Neandertaler mit Wandmalereien Heiligenbilder schufen. Seine Ausführungen gipfeln in einem Plädoyer für den Pantheismus. - All das ist nicht wirklich neu und stützt sich, wie der über 100 Seiten umfassende Anhang zeigt, auf breite religionswissenschaftliche, theologische und archäologische Forschungen. Wer eine interessante Darstellung der Religionsgeschichte der Menschheit sucht, dem sei Reza Aslans Buch empfohlen. Am Ende muss sich der Leser wohl selbst in diesem Diskurs positionieren und reflektieren, ob er sich der Sichtweise Aslans anschließen möchte.
Fabian Brand
rezensiert für den Borromäusverein.

Gott
Reza Aslan
Gütersloher Verl.-Haus (2018)
316 S. : Ill.
fest geb.