Auszeit bei den Abendrots
Auf der Fahrt nach Venedig verlässt an einer Raststätte der Arzt Josef Abendrot das Auto und seine Ehefrau. Die Frau fährt weiter zu den venezianischen Bekannten, weil sie ihren Mann nirgendwo erreichen kann. Auch wenn er das Gegenteil behauptet, ist der Anlass dieser Trennung eine junge Ärztin. Die Frau versucht sich mithilfe einer Freundin auf einen neuen Lebensabschnitt einzurichten und besucht Mal-, Wein- und Schreibkurse im Ausland. Mehrere Männer machen ihr Avancen, die ihr mal recht, mal äußerst unlieb sind. Derweil plätschert das Verhältnis des Mannes nur mehr so dahin. Er ist verwundert und verwundet. Und reagiert eifersüchtig, als ein Gast in seinem früheren Heim seinen Morgenmantel trägt. Die Geschichte löst sich unerwartet, als der Sohn des Paares seine neue Freundin vorstellt, eben jene junge Ärztin. Ganz langsam findet das Ehepaar wieder zusammen. - Es passiert etwas mehr und etwas heftiger als gewöhnlich; das gibt den komödiantischen Anstrich einer so gar nicht ungewöhnlichen Situation nach langen Ehejahren. Einen Ratschlag können Frauen sich ableiten: Egal wie geordnet die Verhältnisse sein mögen, es ist nie klug, sich als Hälfte des Partners zu gerieren. Eigene Interessen zu verfolgen, gibt Selbstbewusstsein und man wirkt dadurch anziehend.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Auszeit bei den Abendrots
Alexandra Holenstein
FISCHER Taschenbuch (2020)
394 Seiten
kt.