Look at me

Charlotte Swenson verbringt ihre Kindheit in Rockford, einer Kleinstadt in der Nähe von Chicago. Während ihre beste Freundin Ellen Metcalf in einer gut situierten Familie aufwächst, flieht die junge Charlotte aus der Provinz in die Weltstadt New York und arbeitet sich dort mit allen Mitteln, die der Schönheit zur Verfügung stehen, zu einem angesagten Model hoch. Viele Jahre setzt sie keinen Fuß mehr in ihre Heimatstadt. Zur Familie ihrer Schwester hat sie kaum Kontakt. Ausgerechnet bei einer Ausflugsfahrt in die Heimat mit einem geheimnisvollen Mann wird sie bei einem Unfall schwer verletzt. Ihr einstmals schönes Gesicht wird durch mehrere Operationen gerichtet, ihre Karriere allerdings ist zerstört. In einer Welt, in der Sein und Schein alles bedeuten und in deren glanzvollem Mittelpunkt sie stand, ist für sie nun kein Platz mehr. Menschen, die sie als Freunde sah, wenden sich ab. Verzweifelt verfällt sie dem Alkohol. Ein Jobangebot, für das sie ihr Leben offenlegen soll und das ihre ganze Persönlichkeit wie in einer Reality-Show der Öffentlichkeit zeigt, scheint eine Chance zu sein. Immer größere Zugeständnisse für den Verkauf ihres Selbst soll sie dafür machen. Einzig ein im Leben gescheiterter Privatdetektiv bringt ihr echte Zuneigung entgegen. In einem zweiten Handlungsstrang verliebt sich die minderjährige Tochter ihrer Schulfreundin in einen mysteriösen Mann, der zur Zeit des Unfalls in Rockford auftaucht und als Lehrer eingestellt wird. Ihre Sehnsucht nach Zuneigung sucht sie in körperlicher Liebe und wird bitter enttäuscht. Mit der melancholischen, problembehafteten Handlung trifft die Autorin, der für "Der größere Teil der Welt" (BP/mp 12/368) 2011 der Pulitzer Preis verliehen wurde, auch 20 Jahre nach der deutschen Erstausgabe einen Nerv der modernen Gesellschaft. Lesenswert!