Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht
Wir leben in einer freiheitlichen, individualistischen Gesellschaft. Doch was bedeutet Freiheit? Was bedeutet Selbstbestimmung? Gibt es Grenzen? Welche Rolle spielt das Gemeinwohl? Skudlarek zeigt verschiedene Freiheitsbegriffe wie Liberalismus oder Libertarismus auf und macht deutlich, dass sich auch oft Egoismus des Einzelnen hinter dem Ruf nach individueller Freiheit verbirgt. Dabei bringt er aktuelle Beispiele, wie die Corona-Pandemie, in dem es zum Schutz der Gemeinschaft und des Einzelnen plötzlich viele neue Regeln gab und wie die Menschen unterschiedlich damit umgingen. Ebenso bedingt die Klimakrise nach Ansicht des Autors dringend ein Umdenken. Nur, wenn die Rechte einzelner auf Ressourcenverschwendung eingeschränkt werden, kann die Umwelt für alle lebenswert erhalten werden. Hier fordert er einen neuen Allmendegedanken, dass eben Luft, Wasser, unser Planet gemeinschaftlicher Besitz ist, der gemeinschaftlich gehegt werden muss. In Anlehnung an Kants kategorischen Imperativ fordert er einen ökologischen Imperativ: "Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung nicht zerstörerisch sind für die künftige Möglichkeit solchen Lebens" (S. 179). Am Ende des Buches stehen "Kontrollfragen", die die Lesenden auffordern, ihre Handlungen zu überprüfen, beispielsweise "Was, wenn alle X täten" (S. 191). – Eine sehr lesenswerte Abhandlung über den Freiheitsbegriff, die gleichzeitig gesellschaftliche wie individuelle Lösungsansätze vorschlägt. Ab mittleren Beständen sehr gerne empfohlen.
Dorothee Rensen
rezensiert für den Borromäusverein.
Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht
Jan Skudlarek
Tropen Sachbuch (2023)
230 Seiten
fest geb.