Eine echte Mutter
Nur widerstrebend stimmt Saskia dem Wunsch ihrer Frau Juli nach einem Kind zu - sie will eigentlich nicht Mutter sein. Nach einer Samenspende ihres kanadischen Studienfreundes Karl wird Juli schwanger. Saskia begleitet sie liebevoll trotz aller geheimen
Zweifel durch die Schwangerschaft bis zu Sauls Geburt. Das erste Jahr mit ihm wird für beide sehr anstrengend. Doch während Juli relativ gelassen in ihre Mutterrolle hineinwächst, kommt sich Saskia immer stärker als Schauspielerin in einer Mutterrolle vor: wie kann sie Mutter sein, wenn sie das Kind gar nicht geboren hat? Mit dem ein Jahr alten Saul fliegen sie zu seinem biologischen Vater und zu dessen Familie auf einer abgelegenen Insel vor der Westküste Kanadas, einer ehemaligen Hippie-Kolonie, in der immer noch esoterische Rituale gepflegt werden. Juli fühlt sich dort sofort wohl, Saskia steigert sich weiter in ihre Ängste hinein, sie spürt die Konflikte in Karls Familie, und ihr Verhältnis zu Juli wird immer gereizter. Doch es ist der kleine Saul selbst, der sie überzeugt. - Dieser autobiographisch gefärbte Roman erzählt auf drei Ebenen von Saskias emotionaler Auseinandersetzung mit ihrer Mutterrolle: im chronologischen Reisebericht, in rückblickenden Tagebuchnotizen und in nächtlichen Bettgesprächen. Literarisch interessierten Leserinnen empfohlen.
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Eine echte Mutter
Saskia de Coster ; aus dem Niederländischen von Isabel Hessel
Tropen (2020)
347 Seiten
fest geb.