Kapital

Im Jahre 2008, in dem sich mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers die Finanzkrise ankündigte, spielt dieser kapitalismuskritische Gesellschaftsroman. In alternierend erzählten Handlungssträngen erfahren wir vom Schicksal einiger Bewohner der Pepys Road im Süden Londons, in der die Hauspreise mittlerweile ins Astronomische angestiegen sind, z.B. von Roger Yount, dem erfolgreichen Investmentbanker und seiner verschwendungssüchtigen Ehefrau, vom millionenschweren afrikanischen Fußballstar Freddy und anderen Profiteuren einer rabiaten Finanzindustrie. Es wird aber auch von kleinen Leuten, vom Neid der Verlierer, von Dienstboten, Handwerkern, Asylbewerbern und anderen Globalisierungsopfern erzählt und davon, wie sich das Leben in dieser Straße dramatisch verändert. Angehörige einer zu einigem Wohlstand gekommenen pakistanischen Auswandererfamilie sehen sich zu Unrecht dem Terrorismusverdacht ausgesetzt. Ein Unbekannter terrorisiert die Bewohner der Straße mit anonymen Postkarten-Botschaften: "Wir wollen, was ihr habt!" Die Suche nach dem Urheber hält nicht nur die Polizei, sondern auch den Leser bis zu Schluss in Atem. Verhängnisvollerweise dreht sich letztlich alles ums Geld und erst im finanziellen Desaster erkennt Roger, der heimliche Held des Romans: "Man konnte nicht seinen gesamten Lebensweg als Leibeigener der materiellen Ansprüche verbringen. (...) Man konnte dem Besitz nicht sein ganzes Leben widmen." (679) Und es ist kein Zufall, dass der polnische Fremdarbeiter Zbigniew und das ungarische Kindermädchen Matya ihr Glück finden, gerade weil sie Moral und Anstand höher achten als alles Materielle. Trotz des enormen Umfangs liest sich der spannende, elegant geschriebene, leicht lesbare, aber keineswegs banale Roman wie von selbst. Der in England begeistert aufgenommene Roman hat alles, was einen Bestseller ausmacht. Sehr zu empfehlen! (Übers.: Dorothee Merkel)