Die Erwählten

Die "Erwählten", so erfährt man später, waren diejenigen Kinder, welche auf dem Spiegelgrund, einer Spezialklinik für Kinder mit Missbildungen und psychischen Störungen, per Giftspritze umgebracht worden waren. Wir befinden uns in der Umgebung Die Erwählten von Wien, kurz nach Hitlers bejubeltem Einmarsch. Der schwedische Autor Steve Sem-Sandberg, bekannt durch seinen preisgekrönten Roman "Die Elenden von Lodz", erzählt hier von Dingen, die jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegen. Nur durch seinen nüchternen Erzählton, der auf große Distanz bedacht ist, macht er seine Geschichte lesbar. Was den Roman allerdings beängstigend macht, ist die Tatsache, dass die mit ihren realen Namen genannten Ärzte und Schwestern nicht als Dämonen gezeigt werden, sondern wie gewöhnliche Männer und Frauen. Namen und Lebensläufe der Opfer sind dagegen fiktionalisiert, stützen sich jedoch nach Aussage des Autors auf die Lebensgeschichten Überlebender. Eine dieser immer wiederkehrenden Hauptfiguren ist Adrian Ziegler, der elfjährig als "erbbiologisch minderwertig" in die der Klinik angegliederte Erziehungsanstalt für Schwererziehbare eingeliefert wird. - Eine schwere aber notwendige Auseinandersetzung mit einem Stück Zeitgeschichte, das erst spät aufgearbeitet wurde. (Übers.: Gisela Kosubek)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Erwählten

Die Erwählten

Steve Sem-Sandberg
Klett-Cotta (2015)

524 S.
fest geb.

MedienNr.: 582641
ISBN 978-3-608-93987-3
9783608939873
ca. 26,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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