Die Geschlechterlüge
Frauen können nicht rückwärts einparken, weil ihr Gehirn dafür nicht eingerichtet ist? Mit Unsinn dieser Art räumt die Autorin in diesem Buch gründlich auf. Sie entzaubert die Aussagekraft der Hirn-Scans, die in ihren Augen nur alte Stereotypen neu aufpeppen, und widerlegt auch die gängige Behauptung, angebliche Geschlechtsunterschiede im Aufbau des Gehirns würden zu unterschiedlichen Arten des Denkens führen. Dafür zeigt sie, wie groß der Einfluss von sozialen Stereotypen ist (Jungs blau, Fußball und Autos, Mädchen rosa, Ballett und Pferde). Die Autorin argumentiert fundiert und nachvollziehbar mit neurobiologischen, sozio-kulturellen und genetischen Faktoren. Die satirisch wirkenden Einlagen aus viktorianischer Zeit führen die Entwicklung hin zur Gleichberechtigung vor Augen. Als Gegenpol zu Büchern gedacht, die Frauen als die schlechteren Einparker ertappen, basiert das Buch auf seriösen wissenschaftlichen Erkenntnissen und rüttelt auf. Nicht einfach zu lesen, aber thematisch wichtig. Breit empfohlen, vor allem, wenn schon L. Brizendine: "Das weibliche Gehirn" (BP 07/532) im Regal steht.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Geschlechterlüge
Cordelia Fine
Klett-Cotta (2012)
475 S.
kt.