Menschen neben dem Leben

Das Berlin der frühen Dreißiger Jahre ist laut und schmutzig. Boschwitz beschreibt Menschen im Abseits. Es sind traurige, zerlumpte Gestalten, die arbeits- und oft obdachlos durch die Gegend ziehen. Emil Fundholz bettelt seit 10 Jahren. Er hat den Menschen neben dem Leben geistig behinderten Ernst Seidel, nur bekannt als "Tönnchen", im Schlepptau. Tönnchen ist vermutlich aus einem Irrenhaus geflohen und hat sich eines Tages Fundholz angeschlossen. Fritz Grissmann, ein arbeitsloser Straßenbahnfahrer, der wegen Unterschlagung entlassen wurde, möchte mit Fundholz krumme Geschäfte machen. Außerdem hätte er gerne mal wieder eine Frau. Nur hat er sich Elsi, die Frau des blinden und rabiaten Sonnenberg ausgesucht. So kommt es im Lokal zum "Fröhlichen Waidmann" zu einer Katastrophe. - Die Romane von Ulrich Alexander Boschwitz' (1915-1942; zul. "Der Reisende", BP/mp 18/396) werden gerade wiederentdeckt. Mit diesem Debüt, das er 1937 im Alter von 22 Jahren im Exil in Schweden veröffentlichte, ist ihm eine beeindruckende Milieustudie gelungen. Im Nachwort nimmt Peter Graf eine literarische Einordnung vor. Fallada, Keun, Kästner oder Döblin klingen an. Sprachlich nah an seinen Personen, nimmt er als allwissender Erzähler eine Analyse der wirtschaftlichen und politischen Lage vor. Zwei weitere Manuskripte sind leider verschollen. Während des Krieges war Boschwitz in Australien interniert und starb 1942 auf der Rückreise nach England.

Susanne Emschermann

Susanne Emschermann

rezensiert für den Borromäusverein.

Menschen neben dem Leben

Menschen neben dem Leben

Ulrich Alexander Boschwitz ; herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Peter Graf
Klett-Cotta (2019)

302 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 598524
ISBN 978-3-608-96409-7
9783608964097
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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