Die Welt

Der 1965 geborene Historiker Simon Sebag Montefiore wurde bekannt v.a. mit Büchern zu Themen der russischen und sowjetischen Geschichte. Hier legt er jedoch sein gewichtigstes Werk vor: fast 1.500 Seiten Text, mehr als zwei Kilo Gewicht, ein Personenregister, das dem Einwohnerverzeichnis einer Kleinstadt gleicht. Der Inhalt: eine Geschichte der Menschheit von den Anfängen bis zu Donald Trump, erzählt anhand von Persönlichkeiten, Familien und Dynastien. Montefiore ist ein guter Historiker und ein guter Erzähler. Er hat ein Gespür dafür, Personen so zu beschreiben, dass sie in Erinnerung bleiben, selbst wenn sie - wie bei diesem Buch fast unweigerlich - nur wenige Seiten lang auftreten. Seine Weltgeschichte, deren Quellen- und Literaturverzeichnis erschreckend kurz ist und nur bedingt durch das beeindruckende Verzeichnis von konsultierten und korrigierenden Personen aufgewogen werden kann, versucht umfassend zu sein, auch Frauen und die Welt außerhalb Europas ihren gleichberechtigten Anteil zu geben. Dies gelingt erstaunlich gut. Der Autor beherrscht scheinbar mühelos die Geschichte der Erde und lässt uns an ihr teilhaben. Als Historiker wird man nur extrem wenig finden, was falsch ist oder falsch zu sein scheint. Aber man wird quer durch das Buch auch feststellen müssen, dass es die Erzählung nur zu häufig nicht schafft, über die Ebene von oberflächlicher Geschichtswiedergabe und Bonmots hinauszugehen. Das ist schade, denn man weiß, dass ein Historiker vom Schlag Montefiores hier mehr vermocht hätte - auch wenn weite Teile des Textes während der Corona-Pandemie entstanden sind. Freilich: dies ist kein Buch für Historiker. Wer sich aber allgemein für Weltgeschichte interessiert, wird mit Montefiores Werk voll auf seine Kosten kommen und im Verlauf der langen Lektüre sehr vielen neuen, interessanten Figuren der Weltgeschichte begegnen und dadurch hoffentlich dazu angeregt werden, hier jeweils selbstständig weiterzulesen. Größeren Beständen trotz des Preises empfohlen.