Albrecht Dürer und der Wal
Der Aufhänger ist die einjährige Reise Dürers durch die (vor allem habsburgischen) Niederlande 1520/21, über die der Künstler genau Tagebuch geführt und bei der er u.a. auch einen ereignisreichen, aber letztlich erfolglosen Abstecher nach Seeland unternommen hat, um einen gestrandeten Wal zu sehen. Davon ausgehend ziehen sich durch das Buch - dessen Titel entsprechend - zwei unterschiedliche, sich aber immer wieder einmal berührende Haupt-Themenstränge: Dürer (Persönlichkeit und Werk sowie sein Bild in der Kunstgeschichte) und der Wal (aus der sich die Jahrhunderte hindurch wandelnden Sicht). Letzteres ist wohl seinem Werk "Leviathan oder Der Wal" geschuldet, für das der englische Autor 2009 den Samuel Johnson Prize for Non-Fiction erhielt. Hinzukommen - zeitlich und thematisch sehr weit ausgreifend - etliche Nebenstränge (z.B. die Panofskys oder Manns) und jählings wechselnde, auch persönliche Perspektiven, was auch diese Publikation besonders auszeichnet (und eine vollständige Kurzbeschreibung unmöglich macht). Daher ist es sehr bedauerlich, dass das Quellenverzeichnis nur aus einem Hinweis auf eine Webseite besteht. - Eine unterhaltsam geschriebene und durch ihre Spannbreite immer wieder überraschende Lektüre, die über Dürerfans hinaus viele "Schöngeister" erfreuen dürfte.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Albrecht Dürer und der Wal
Philip Hoare ; aus dem Englischen von Susanne Held
Klett-Cotta (2023)
316, [8] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.