Papst im Widerspruch
Dass die intellektuelle wie die geistliche Hinterlassenschaft Benedikts XVI. noch lange nicht aufgearbeitet ist, belegen die vielen Bücher, die auch nach der Beendigung seines Pontifikates auf den Markt kommen. Kisslers Buch nimmt unter diesen eine besondere Stellung ein, stellt es doch Lehre und Lebenswerk dieses großen Papstes hinein in das Drama des Ringens um die Seele des modernen Menschen, das dieses Pontifikat von Anfang an zu einem bitteren Kreuzweg hat werden lassen. Dabei zeigt sich Kissler nicht nur über die äußeren Fakten bestens informiert und ruft vieles in Erinnerung, was unsere schnelllebige Zeit vergessen oder verstellt hat; er deckt auch tiefere Zusammenhänge auf, etwa zwischen der Person Joseph Ratzingers, seiner Lebensgeschichte, seinem theologischen Denken und Handeln als Hirte und Oberhirte. So erscheint Benedikt als ein auf die Welt hin geöffneter Mystiker, der sich selbst in den Kampf gegen jene Mächte geworfen hat, die den Glauben an Gott, die Hoffnung und die Liebe auslöschen wollen. Quellennachweise sowie ein Register hätten diesem Buch gut getan, gerade weil es so hervorragende Zugänge zu diesem nach Kisslers überzeugender Darstellung wirklich zukunftsweisenden Pontifikat schafft, dass es wohl für viele Leser den Wert eines Standardwerkes gewinnt, in dem man immer wieder neu suchen und reichlich finden wird.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Papst im Widerspruch
Alexander Kissler
Pattloch (2013)
303 S.
fest geb.