Liebe und Sex in Zeiten der Untreue
In unserer, vom Autor als postmodern bezeichneten konzentriere sich die "Glückssuche ... wie nie zuvor auf die Liebesbeziehung als Ort der Geborgenheit und Emotionalität" (S. 225). Er unterscheidet zwischen Sex, der in frei ausgelebter Lust auch die Möglichkeit der Untreue einbezieht, und Liebe, der "selbstlose[n] Hingabe an den anderen" (S. 227). Beides kann getrennt erlebt und zusammen als Glück erfahren werden. - In einem Diskurs über Patriarchat und Matriarchat, Ansichten des Glücks, Liebe in der Postmoderne, der Frage nach Treue, Bindungen und haltbaren Beziehungen bis zum Scheitern oder Erhalt der Liebe bietet das Buch eine Abhandlung über das Wesen der Liebe aus psychologischer - nicht aus christlicher - Sicht und die damit verbundene menschliche Umgangsweise wie Untreue, Verzeihen, langjährige Partnerschaft. In dichter Sprache und ausdrucksvollem Stil sehr interessant aus der Feder eines erfahrenen Wissenschaftsautors und Professors für Psychologie. Ob sich Liebe und Sex tatsächlich trennen lassen, wie der Autor im Chor mit anderen (S)Experten meint, ist umstritten. Mit christlichen Vorstellungen von Liebe und Ehe als Raum für Sexualität ist diese Vorstellung jedenfalls nicht vereinbar.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.
Liebe und Sex in Zeiten der Untreue
Dirk Revenstorf
Pattloch (2015)
250 S.
fest geb.