Palmen in Dublin
Die Mutter des Ich-Erzählers stammt aus Deutschland, hat dort die Herrschaft der Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Sein Vater hingegen ist gebürtiger Ire, der mit seinem Sohn zu Lebzeiten stets Gälisch sprach und Englisch als "Sprache der Straße" verschmähte. Noch als erwachsener Mann, der in den 1980er Jahren mit Frau und Kindern in Dublin lebt und arbeitet, belastet den Erzähler dieses Erbe: Zugehörigkeit, Heimat und Identität beschäftigen ihn nicht nur konzeptionell intensiv, sondern lassen ihn zunehmend verstummen. Weder in Wort, Schrift noch Gesang vermag er sich auszudrücken und zieht sich immer mehr in seine multisprachliche Gedankenwelt zurück. Erst neue Impulse in seinem privaten und beruflichen Umfeld erlauben es ihm, tiefere Wurzeln zu schlagen. - Ebenso wie Palmen in Dublin zunächst deplatziert wirken und dort eigentlich nicht gedeihen sollten, so stellt es auch den Erzähler vor eine große Herausforderung, seinen Platz im Leben zu finden. - Ein anspruchsvollerer Roman mit starker Bildsprache, ab größeren Beständen zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Palmen in Dublin
Hugo Hamilton ; aus dem Englischen von Henning Ahrens
Luchterhand (2020)
286 Seiten
fest geb.