Wölfe der Nacht

Der noch wenig bekannte amerikanische Autor (geb. 1979) hat mit seinem Debüt einen temporeich erzählten und trotz seiner Vielschichtigkeit nicht überladenen, atmosphärisch dichten Thriller und Abenteuerroman hingelegt. Der übermächtige Großvater Paul will aus seinem 12-jährigen Enkel einen richtigen amerikanischen Mann machen, ein Vorhaben, das ihm bei seinem Sohn, dem "Weichei", offensichtlich misslungen war. Zu dritt brechen Großvater, Sohn und Enkel gegen den Widerstand der besorgten Mutter zu einem Abenteuerwochenende in die Wildnis Oregons auf. Fischfang, Jagd, Überleben in der feindlichen Natur stehen auf dem Programm. Und mehr als das wird geboten: Der Großvater tötet eine gefährliche Klapperschlange, der Junge erlegt seinen ersten Hirsch, dann findet man das Skelett eines Toten und schließlich muss der Vater einen Kampf mit einem gewaltigen Grizzley bestehen. Dass im trauten Heim die Mutter und unbefriedigte Ehefrau fast einem psychisch gestörten Irakkriegsveteran und Vergewaltiger zum Opfer fällt, komplettiert das düstere Szenario. Erstaunlicherweise gelingt es dem Autor, ohne Anstrengung Initiationsgeschichte, Eheroman, Antikriegsmotiv, Zivilisationskritik und Abenteuerthema in seinem zugegebenermaßen turbulenten, aber dennoch nachvollziehbaren Szenario zu bündeln. Lebendige Naturschilderungen, ungemein suggestive Thrillerelemente (ohne unnötige Blutrünstigkeit) und eine enorme sprachliche Finesse machen diesen klug aufgebauten Debütroman zu einer hochspannenden und durchaus nicht trivialen Lektüre. (Übers.: Klaus Berr)