Das Große-Schwestern-Handbuch
Kevin Wilson schreibt Geschichten über Einsamkeit, Familie, Liebe - Themen, die ihn selbst geprägt haben. Wie er im Anhang des Buches erzählt, begann er zu schreiben, weil er einsam war. Und so sind es oft melancholische, suchende Persönlichkeiten, oft mit Zügen, die Jugendlichen im Stadium des Übergangs zum Erwachsensein eigen sind, über die er in seinen Geschichten erzählt. Was aber nicht bedeutet, dass die Geschichten nicht mit Humor und Augenzwinkern erzählt werden. Auch Skurriles kommt vor: In "Großmütter" schreibt er über eine ältere Dame, die professionell für Familien als bezahlte Großmutter arbeitet. Eine andere Geschichte erzählt von einem jungen Mann, der seine Eltern durch eine "Spontane Selbstentzündung" verloren hat und in großer Angst vor dem Verlust seines Bruders lebt. In der Geschichte "Das Tote-Schwester-Handbuch: Nachschlagewerk für sensible Jungs" schreibt ein Junge, der seine Schwester verloren hat, an einem Handbuch voller enzyklopädischer Einträge, die ihm helfen sollen, mit seiner Trauer umzugehen und ihrem Tod einen Sinn zu geben. Diese und die anderen Geschichten dieser kleinen Sammlung sind sehr lesenswert, wenn man sich auf ihre Art der Weltsicht einlässt. Während der deutsche Titel witzig-verrückt klingt, ist der Originaltitel, der ebenfalls einer der Geschichten entlehnt ist, viel treffender: "Tunneling to the Center of the Earth". Für größere Bestände. (Übers.: Xenia Osthelder)
Nicole Hochgürtel
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Große-Schwestern-Handbuch
Kevin Wilson
Luchterhand (2013)
270 S.
kt.