Für immer die Alpen
Johann Kaiser, Staatsbürger des Fürstentums Liechtenstein, lebt im Zeugenschutzprogramm an einem geheimen Ort und in permanenter Gefahr, entdeckt und enttarnt zu werden. Nach dem Verkauf gestohlener brisanter Bankdaten ist er ein weltweit gesuchter Straftäter. Kaiser blickt zurück auf eine ebenso dynamische wie spannende Lebensgeschichte, die vom beschaulichen alpenländischen Fürstentum in die große weite Welt führt. Auf eine unglückliche Kindheit im Waisenhaus und dem Besuch einer Privatschule in Barcelona - unter falscher Identität - folgen rastlose Jahre und eine Flucht quer durch Europa. Johann Kaiser, hochintelligent, unmoralisch, mit schwach ausgeprägter Sozialkompetenz und hochgradig manipulativ, sieht sich selbst als Opfer, nicht als Täter. Als Erzähler seiner eigenen Geschichte ist er nicht nur subjektiv, sondern auch unzuverlässig. - Dem jungen österreichischen Autor Benjamin Quaderer ist es gelungen, eine überaus komplexe, tiefgründige und faszinierende literarische Figur zu schaffen. Quaderer macht es den Leser/-innen nicht leicht. Tagebucheinträge, Auszüge aus Protokollen, Randnotizen, Fußnoten und grafische Gestaltungsmittel sind nur einige der Strukturelemente, die im Roman zum Einsatz kommen. Wer angesichts des Titels "Für immer die Alpen" einen gängigen Berg- oder Heimatroman erwartet, wird enttäuscht werden. Wer sich aber auf die umfangreiche Lektüre einlässt, lernt ein anspruchsvolles Werk kennen, das den Leser in seinen Bann zieht. Ein beachtenswertes, empfehlenswertes literarisches Debüt.
Gertrud Plennert
rezensiert für den Borromäusverein.
Für immer die Alpen
Benjamin Quaderer
Luchterhand (2020)
585 Seiten
fest geb.