Die Pfefferfälscher

In zwei getrennte Welten tastet sich Monika Sznajderman vor: In das Leben und Sterben der jüdischen Familie ihres Vaters, der als Einziger die Shoah in Polen überlebte, und in das Leben und Wirken der Familie ihrer Mutter aus nationalistisch gesinntem Die Pfefferfälscher polnischem (Vorkriegs-)Landadel. Vor allem bei der Familie des Vaters, der nur weiterleben konnte, indem er sich der Erinnerung weitgehend verschloss, gestaltet sich die Spurensuche schwierig, setzt die Autorin in mühevoller Kleinarbeit anhand von (im Buch abgedruckten) Fotos, von Zeitungsartikeln, Dokumenten und Zeitzeugnissen Details zusammen, um ihren Angehörigen "auf irgendeine Weise ihre verlorene Existenz zurückzugeben" (S. 100). Das Ringen mit der Ignoranz auch ihrer eigenen Vorfahren gegenüber der Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger, mit den Pogromen vor und noch nach dem Holocaust, mit den menschlichen Abgründen der Vernichtungsmaschinerie, auch die Frage nach den Bedingungen des Überlebens - all das fließt ein in die Mischung aus akribischer Dokumentation und Essay. - Ein inhaltlich und stilistisch anspruchsvolles, eindringliches Zeitdokument für ausdauernde Leser.

Monika Graf

Monika Graf

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Pfefferfälscher

Die Pfefferfälscher

Monika Sznajderman
Jüdischer Verl. im Suhrkamp-Verl. (2018)

277 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 593662
ISBN 978-3-633-54290-1
9783633542901
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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