Bei Schlechtwetter bleiben die Eidechsen zu Hause
Gebrochene Herzen sind eine "Erfindung der Literatur", so heißt es an einer Stelle in Nadine Kegelers Roman "Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause". 2013 sorgte die in Wien lebende Autorin mit ihrem Erzähldebüt "Annalieder" für Aufsehen beim Bachmann-Wettbewerb. Doch das Rezept - Frauenschicksale light, pointiert beschrieben - funktioniert beim ersten Roman nicht. Warum? Die Hauptfigur, Nora, um die 30, humorvoll, abenteuerlustig, beziehungserfahren, ist zu schwach, um einen spannenden Plot zu tragen. Und für die Handlung sind auch die Figuren, die sich um sie scharen, eher raffinierte Stichwortgeber als eigenständige Charaktere: die rothaarige Therapeutin ("Füchsin"), die Sektfirmenchefin Vera und die homosexuelle Ruth sowie die im Koma liegende Mutter. Das Leben, die Liebe, die Arbeit, der Alltag, das wird kunstvoll hin und her gewendet, manche nette Prosaepisode kommt dabei heraus, aber dann doch zu wenig für einen Roman. Nur für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Bei Schlechtwetter bleiben die Eidechsen zu Hause
Nadine Kegele
Czernin (2014)
313 S.
fest geb.