Lesereise Triest

Fragt man nach italienischen Städten, dann werden zuerst Rom, Mailand, Florenz, Venedig oder Neapel genannt. Triest aber wird bei dieser Aufzählung merkwürdig selten erwähnt. Auch vielen Italienern ist diese im äußersten Nordosten des Landes Lesereise Triest gelegene Stadt immer etwas fremd. Vielleicht, weil die Stadt und ihre Bewohner sich auffallend schwer damit tun, sich zu ihrer "Italianità" zu bekennen. Die slowenische und habsburgische Prägung der Sprache, der Küche, des alltäglichen Lebens ist immer präsent. Es ist der besondere Reiz dieses im Umfang eher schmalen Reisebuches, dass die (österreichische) Autorin diese vielen besonderen Farben von Triest mit ebenso großem Wissen um die Geschichte der Stadt wie auch in einem wunderbar leichtflüssigen Stil zu beschreiben versteht. Wenn der berüchtigte schneidende Bora-Wind durch die Straßen fegt, glaubt man gar nicht, wie beruhigend die Stimmung in der Stadt auch sein kann. Aber verschlafen war die Stadt vielleicht einmal. Heute hingegen profitiert die Stadt wie keine andere in Italien von den Öffnungen der ehemals geschlossenen Grenzen zum europäischen Mittelosten. Der Hafen blüht auf und öffnet sich mehr denn je zu anderen Ufern des Mittelmeeres. Und natürlich kann niemand, der über Triest schreibt auch die große literarische Tradition der Stadt vergessen: James Joyce, Italo Svevo, Claudio Magris oder auch der in Italien sehr bekannte Reisejournalist Paolo Rumiz stammen aus Triest oder haben wie Joyce längere Zeit hier gelebt. Über all das schreibt die Autorin in diesem Buch, das man bei jedem Besuch von Triest immer in der Nähe haben sollte.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Lesereise Triest

Lesereise Triest

Susanne Schaber
Picus Verlag (2021)

Picus Lesereisen
130 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 990762
ISBN 978-3-7117-1108-3
9783711711083
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Er
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