"Ich sehe immer den Menschen vor mir"

Den Lebensweg des deutschen Offiziers Wilm Hosenfeld (1895-1952), dem auch der Film "Der Pianist" ein Denkmal setzt, der den polnisch-jüdischen Pianist Wladyslaw Szpilman (1911-2000) in seinem Versteck im zerstörten Warschau am 17.11.1944 entdeckt, "Ich sehe immer den Menschen vor mir" nicht verhaftet, sondern weiter geschützt und versorgt hat, sich gegenüber allen Menschen respektvoll und mitfühlend verhielt, zeichnet Hermann Vinke kenntnisreich und anschaulich nach. Basierend auf dem Briefwechsel zwischen Hosenfeld und seiner Frau, dem Tagebuch aus seiner Zeit in Warschau (August 40 - Januar 45: Gefangennahme durch die sowjetische Armee), auf Interviews mit der Witwe und dem Sohn Szpilmans, auf Gesprächen mit Hosenfelds Kindern entwickelt der Autor das Bild eines zerrissenen, mit seinem Gewissen ringenden Menschen, der sich - katholisch-patriotisch geprägt, eingelullt von der NS-Propaganda - nur allmählich von der NS-Ideologie distanziert und erst durch das Vorgehen der Deutschen gegen die polnische Bevölkerung endgültig mit dem Regime bricht. Trotz wiederholter Eingaben von Personen, die er gerettet hatte, wird Hosenfeld von der Sowjetunion als Kriegsverbrecher eingestuft und zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, in dem er am 13. August 1952 stirbt. 2008 erfuhr Hosenfeld posthum die Ehrung als "Gerechter unter den Völkern" durch die jüdische Gedenkstätte Yad Vashem. - Sehr empfehlenswert!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

"Ich sehe immer den Menschen vor mir"

"Ich sehe immer den Menschen vor mir"

Hermann Vinke
Arche (2015)

383 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 582808
ISBN 978-3-7160-2714-1
9783716027141
ca. 22,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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