Das Licht im Land meines Vaters
Die Familie Uslu lebt in einem ärmlichen, abgelegenen Dorf, in dem früher Armenier siedelten. Sie sind Aleviten und gehören der Volksgruppe der Zaza mit eigener Sprache an. Miran, der jüngere Sohn, wächst behütet auf. Geschwister sind der ältere
Bruder Yusuf und die kleine Schwester Elida. Die Mutter ist resolut, der Vater gutmütig und im Dorf geschätzt. Miran erhält von der türkischen Verwaltung seinen neuen Namen Mehmet. Und dann passiert es. Der Vater hat einen Arbeitsunfall, bricht sich das Bein. Einen Arzt gibt's im Dorf nicht, nach Tagen wird er dann mit einem Pferdefuhrwerk in die Stunden entfernte Stadt gebracht. Dort muss ihm das Bein abgenommen werden. Der Vater kann nun seiner Arbeit nicht mehr nachgehen; er wird immer missmutiger. Der zehnjährige Mehmet hilft, wo er kann, und ist wütend auf seinen älteren Bruder, der sich herumtreibt und nichts tut. Als dann das Dorf durch ein Erdbeben zerstört wird, geben die Uslus auf und ziehen nach Izmir. Der Vater sagte früher auch in den bittersten Stunden immer "alles wird gut". Mehmet sagt das nun seinem verhärmten Vater; der Knabe blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. - Der Icherzähler Mehmet schildert sein Leben und das seiner Familie in den 50er und 60er Jahren. Es ist eine packende, spannende Geschichte, sehr gut lesbar. Die tiefgreifenden Veränderungen in der Türkei werden eher am Rande thematisiert. Insgesamt ist der beeindruckende Roman allen Büchereien bestens zu empfehlen. (Übers.: Gregor Seferens)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Licht im Land meines Vaters
Murat Isik
Arche (2016)
439 S.
fest geb.