Mädchen in Scherben
Nachdem ihre beste Freundin nach einem Selbstmordversuch schwerstbehindert überlebt, versucht auch die 17-jährige Charlotte in ihrer Verzweiflung sich das Leben zu nehmen. Sie kommt in eine psychiatrische Klinik für Jugendliche mit Selbstverletzungstrieb. Unter der Pflege der Ärzte entwickelt sie sich gut. Als ihr Aufenthalt aber nicht länger bezahlt wird, droht Charlotte zurück in ihre Depressionen zu fallen, bis ihr alter Schulfreund Mickey ihr anbietet, zu ihm nach Tucson zu ziehen. In der fremden Stadt lernt Charlotte zum ersten Mal auf eigenen Beinen zu stehen, mit Aushilfsjob, eigenem, selbst bezahltem Zimmer und zaghaften neuen Freundschaften. - Das Erstlingswerk der Autorin ist immer ganz nah bei der Hauptfigur und ihren heftigen, aufgestauten Gefühlen, die sie zu ihrem Zwang, sich zu ritzen, treiben. Charlotte meint nur durch diese Selbstzerstörung Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können und übersieht dabei ihr wahres Talent - die Zeichenkunst. Das Thema ist aktueller denn je, da durch die sozialen Medien Jugendliche mit diesem Zwang ein breiteres Forum haben, um mit Bildern ihrer Selbstzerstörung auf sich aufmerksam zu machen. Zwar sind die sozialen Medien kein Thema im Buch (die Hauptfigur kann sich kein Handy leisten), aber das Buch bietet einen einfühlsamen und mitreißenden Einblick in dieses sensible Thema und verschweigt auch nicht den oftmals tödlichen Ausgang für die Jugendlichen. (Übers.: Yvonne Hergane)
Stefanie Simon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mädchen in Scherben
Kathleen Glasgow
Fischer (2018)
Fischer ; 0415
444 S.
kt.