Judas, der Freund
Ein mittelalterliches Kapitell in der Kathedrale von Vézelay in Burgund, das Jesus den toten Judas wie ein verlorenes Schaf tragend zeigt, animiert den Jesuitenpater zu theologischen Reflexionen über den Umgang Jesu mit Sündern. Er interpretiert
dies am Beispiel der Begegnung mit der Samariterin am Jakobsbrunnen und an den Gleichnissen vom verlorenen Sohn, dem verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme. Nach einer Analyse der Begriffe Hölle und Gericht in ihrer ursprünglichen Bedeutung, nach praktischen Gedanken, um die Beziehung zu Christus wieder lebendig zu machen, verweist er eindringlich darauf, dass Jesus, im Gegensatz zur von Sünde und Schuld dominierten Theologie, nicht die Sünde in den Mittelpunkt stellt, sondern das Heil, und dass damit auch das traditionelle Judasbild einer Korrektur unterzogen werden muss. Diese sehr differenzierende, tiefgründige Sichtweise mit vielen interessanten Anmerkungen ist allen Büchereien sehr zu empfehlen.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Judas, der Freund
Christoph Wrembek
Verl. Neue Stadt (2017)
158 S. : Ill.
fest geb.