Freier und katholischer denn je
Dieses Buch ist für katholische Insider geeignet, nicht für Menschen, die erst wenig vom katholischen Glauben wissen. Denn der Autor ist ein Reformer aus dem Inneren des Katholischen heraus. Indem er seinen religiösen Weg einer Gotteserfahrung beschreibt,
die "Präsenz Gottes in der Begegnung" (S.38) ist, und die sich unmittelbar auf die Weltsicht derer auswirkt, die dies erfahren, nähert er sich religiöser Erfahrung von ihrer mystischen Seite her. Und damit sieht er die Entwicklungen kritisch, die sich zuerst an den überkommenen Frömmigkeitsformen und der Institution Kirche abarbeiten und nur Frustration befördern, ohne sich dem Kern des Christlichen zu widmen. Im Geiste nah sind dem Autor die Theologen Rahner und Ratzinger, die das Ende der Volkskirche bereits Ende der 60er Jahre ankündigten, aber auch der tschechische Theologe Tomás Halík, der einen Bruch im bisherigen Glaubensverständnis für unausweichlich hält, damit etwas Neues entstehen kann. In der Gemeinschaft der Brüder von Taizé und in Treffen der Fokolarbewegung erfährt Hennecke anfanghaft das, was er als das Wesentliche des Christlichen beschreibt, die Erfahrung eines Raumes der Liebe und der Beziehung. Theologisch interessierten Lesenden zu empfehlen.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.

Freier und katholischer denn je
Christian Hennecke
Verlag Neue Stadt (2024)
118 Seiten
kt.