Nach Mitternacht
Im Jahr 1936 ist Sanne 19 Jahre alt und lebt in Frankfurt. Geboren in einem kleinen Dorf an der Mosel, kam sie im Alter von 17 Jahren nach Köln zu ihrer Tante, in deren Geschäft sie arbeitete und von der sie schikaniert wurde. Auch zu ihrem Sohn Franz war die Tante garstig und so wurde aus der Notgemeinschaft aus Franz und Sanne ein Paar. Aus Neid zeigte die Tante Sanne bei den Behörden an und Sanne entging nur knapp einer Gefängnisstrafe. Bald darauf floh sie zu ihrem Halbbruder Algin nach Frankfurt. Dies alles erfährt der Hörer aus Rückblenden, während Sanne in Frankfurt gemeinsam mit ihrer Freundin Gerti unterwegs ist. Sanne berichtet aus jugendlicher Sicht und doch sehr scharfsinnig über die Verhältnisse in Deutschland. Als gebranntes Kind ist sie vorsichtig mit Äußerungen, versucht immer wieder, Gerti davon abzuhalten, Parteigrößen zu provozieren. Als Franz nach Frankfurt kommt, um sie vor seiner Flucht aus Deutschland noch einmal zu sehen, muss sie entscheiden, wie ihr Leben künftig aussehen soll. Die Zeit ist knapp, denn: Nach Mitternacht geht noch ein Zug. Der Roman von Irmgard Keun wurde 1937 in den Niederlanden veröffentlicht, wohin die Autorin geflohen war, nachdem ihre früheren Werke verboten wurden. Die Hörspielbearbeitung mit Lisa Wagner in der Hauptrolle und weiteren hochkarätigen Stimmen ist ein eindrucksvolles Hörerlebnis und wird dem Roman mehr als gerecht. Für einen größeren Hörbuchbestand als Ergänzung geeignet.
Pia Jäger
rezensiert für den Borromäusverein.
Nach Mitternacht
Irmgard Keun. Mit Lisa Wagner ... [Regie und Bearb.: Barbara Meerkötter]
Der Audio Verl. (2018)
2 CD (ca. 96 Min.)
CD