Wache halten
New Mexico ist die neue Wirkungsstätte von Gerard und Michaela, doch die Hitze und die dünne Höhenluft verlangen ihnen einiges ab. Dann erkrankt Gerard schwer, und beide wissen: Er wird sterben. Michaela klammert sich an die Hoffnung, dass ihm geholfen
werden kann, und der Gedanke, ihn zu verlieren, kommt ihr völlig irreal vor. Außerhalb der Krankenhaus-Atmosphäre versucht sie, irgendwie weiter zu funktionieren. Da sie niemanden in der fremden Umgebung kennt, fokussiert sie sich auf ihre Schreibkurse und ihre Studenten. Hilfe, die ihr angeboten wird, lehnt sie ab. Als Gerard stirbt, zieht sie sich noch mehr zurück. Ihr Leben und ihre Trauer werden zum Albtraum zwischen dem Festhalten an ihrer Liebe und der schwierigen Situation in New Mexico. Joyce Carol Oates lässt die Leser:innen nah an die Protagonistin heran, die auf rund 450 Seiten im emotionalen Grenzbereich kämpft – zwischen dem Festhalten an ihrem Mann, dem alten Leben und der nicht zu fassenden Gewissheit, dass es doch zu Ende ist. Faszinierend geschrieben bietet das Buch keine leichte Kost. Die Rezensentin stieg nach der Hälfte des Buches immer mal wieder aus und möchte der Protagonistin am Ende nur noch eine gute (Er-)Lösung wünschen.
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.
Wache halten
Joyce Carol Oates ; aus dem amerikanischen Englisch von Silvia Morawetz und [einer weiteren]
Ecco (2025)
446 Seiten
fest geb.