Meinetwegen

Die 17-jährige Katharina saß lange in Untersuchungshaft und muss in der geschlossenen Anstalt wöchentliche Therapiegespräche führen. Sie spricht über ihre Pflegetante und die Nonnen, die die Kinder mit Essensentzug bestraften, auch über Schönes, Meinetwegen wie einen Ausflug mit ihrem Opa in die Shopping Mall. Sie selbst will jetzt ihre Wahrheit ergründen, und ihr Therapeut Cotti lässt sich auf ihre Forderung ein, sie nicht zu unterbrechen. Nicht wie beim Beichtstuhl, bei dem immer Nachfragen gestellt wurden. Beim ersten Mal Beichten war sie nämlich wieder umgekehrt, und ihr Vater hatte abends den Teppichklopfer hervorgeholt. Gerne benutzte er auch den Gürtel mit der schweren Schnalle. Während der Gespräche (die eigentlich ein Monolog sind) wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, und sie bittet den Therapeuten beim nächsten Mal ein Ja/Nein-Kärtchen hochzuhalten, wenn sie ihn etwas fragt. Bald kommen weitere Karten hinzu. Auf diese einfühlsame Weise gelingt es Cotti, eine Erklärung für ihr Fehlverhalten herauszubekommen. Und Katharina gelangt zur Einsicht, dass sie etwas ihr selbst zuliebe tun müsse, „meinetwegen“. - Ein großartiges, spannendes Buch über ein intelligentes Mädchen, das sich zu einer schlimmen Tat hat hinreißen lassen. Sehr gerne empfohlen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Meinetwegen

Meinetwegen

Dagmar Schifferli
Nagel & Kimche (2022)

111 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 609648
ISBN 978-3-7556-0010-7
9783755600107
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.