Ein letzter Gruß
Das Trauern und Abschiednehmen von Verstorbenen hat sich enorm verändert. Auf 200 Seiten begibt sich der Erlanger Theologe und Archäologieprofessor, bis 2015 auch Direktor eines Museums für Bestattungskultur, auf Spurensuche nach zeitgenössischen Ausdrucksformen und Vorstellungen. Er ist überzeugt, dass nicht jeder anders, sondern verschieden trauere und der Schwerpunkt auf die Vielfalt zu legen sei. Auch wenn manche Ausführungen zu Gender und Geschlechtersensibilität gewöhnungsbedürftig sind und manche Passagen sehr danach klingen, man müsse mit dem Zeitgeist gehen, enthält das Buch eine Vielzahl an hilfreichen Einsichten und sensiblen Wahrnehmungen. Der "Status quo" der Trauerkultur wird ausgesprochen lesefreundlich vor Augen geführt. Das Buch wird bereichert durch etliche schwarz-weiß abgedruckte Fotografien. Der Autor orientiert sich stark an den Gegebenheiten und bleibt leider vorsichtig mit Nachfragen und Infragestellungen. Hier hätte ich mir ein stärkeres theologisches Profil gewünscht, das auch Grenzen zieht und sich nicht ausschließlich an Wünschen und Kommerz ausrichtet. Ungelöst bleibt die Frage, wie man damit umgehen soll, wenn Angehörige unterschiedliche Vorstellungen vom Umgang mit Verstorbenen und von deren Bestattung haben. Ein lesenswertes Buch mit Stoff für Diskussionen! Ab mittleren Beständen empfohlen.
Reiner Andreas Neuschäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein letzter Gruß
Reiner Sörries
Butzon & Bercker (2016)
199 S. : Ill.
fest geb.