Votes for women
Dass uns heute das Frauenwahlrecht so selbstverständlich erscheint, ist das Verdienst von kämpferischen Frauen in Großbritannien, die unter dem Namen "Suffragetten" bekannt wurden. Vor 100 Jahren schlossen sie sich zu Frauenrechtsvereinen zusammen, gründeten Hilfsorganisationen und Zeitungen und nahmen in Kauf, beleidigt, bekämpft und inhaftiert zu werden. So stark ihre Solidarität im Kampf für die gute Sache auch war, in der Wahl der Mittel waren sie uneins: während eine Gruppe auf Militanz setzte, bekannte sich die andere zu pazifistischen Strategien. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verschärfte diesen Konflikt. Anhand der Biografie des jungen Dienstmädchens Sally wird diese wechselvolle Geschichte einer Bürgerrechtsbewegung aufgeblättert. Dabei bedient sich diese Graphic Novel konventioneller erzählerischer Mittel wie Vor- und Rückschauen, Dramatisierungen und Beglaubigungen durch Dokumente wie Flugblätter und Zeitungsartikel. Bei all diesem guten Willen, den Blick auf bürgerrechtliches Engagement zu lenken, ist die Lektüre nicht erfreulich: es ist der unbeholfene Zeichenstil, dem viele Portraits zum Opfer fallen, weil sie kaum voneinander zu unterscheiden sind. Die Aneinanderreihung der zahllosen kleinen Panels und ihre Austauschbarkeit sind es, die dieses Buch so reizlos machen. Wer an der Geschichte des Frauenrechtsbewegung Interesse hat, wird hier jedoch wesentliche Impulse erhalten.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Votes for women
Mary M. Talbot ; Kate Carlesworth ; Bryan Talbot
Egmont (2015)
Graphic novel
167 S. : überw. Ill. (z. T. farb.)
fest geb.