"Ich wage und unternehme das Unmögliche"
Joachim-Friedrich Kapp wagt sich in diesem Buch daran, weitere Nuancen der spannungsträchtigen Vita des legendären Preußenkönigs aufzudecken. Kapp ist kein akademischer Fachgelehrter, sondern ehemaliger Arzt und Amateur-Historiker. Und das kommt diesem schmalen Band und den Lesern eher entgegen, zeichnet er sich doch aus durch einen eher nüchternen, leicht nachvollziehbaren Sachverstand. Zu dem schlackenlosen, mitunter lakonischen Stil seines Kommentars gehört die Einbindung und enge Verknüpfung mit einem wahren Füllhorn von Briefstellen, die er hier in übersichtlicher Form präsentiert; sie sind ganz einfach chronologisch geordnet. So kann auch der weniger vorgeprägte Leser das in allen Widersprüchen treffende Bild eines Menschen gewinnen, der sein väterliches Trauma, aufklärerische Antriebe bis hin zum kalten Machtzynismus und einer unbeschreiblichen Volkstümlichkeit auslebte. In den hier so reichlich zitierten schriftlich dokumentierten Beziehungen zu den Geschwistern, Generälen (die er meist überlebte), den immer rareren Freunden ("der böse Fritz"), ja sogar zu seinem schweizerischen Vorleser (de Catt) enthüllt sich die ganze Reichweite eines königlich-kämpferischen Elans in einer stürmisch bewegten Zeit am Vorabend der großen Volksrevolutionen in den USA bzw. Frankreich. Kleines Manko: Der "Literaturnachweis" des Autors fällt mager, unsystematisch, geradezu subjektiv aus. Mit seinem 40 zeitgenössischen Illustrationen und der leichten Lesbarkeit eines autodidaktisch erworbenen, unbefangenen Zugangs zum "Alten Fritz" hat dieses Werk jedoch seine Meriten und kann in vielen Beständen eingestellt werden.
Harald Grimm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
"Ich wage und unternehme das Unmögliche"
Joachim-Friedrich Kapp
Herbig (2012)
175 S. : zahlr. Ill., Kt.
fest geb.